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Junge Menschen nutzen ihre zweite Chance In der Grips-Werkstatt

«Deine 2. Chance» steht auf die Visitenkarte von Oswald Jäger. Das Schlagwort ist kein leeres Versprechen. Was Jäger bietet: die Aussicht auf einen Hauptschulabschluss. Was er dafür erwartet: ein wenig Einsatzbereitschaft. Oswald Jäger leitet die Grips-Werkstatt in Lindenberg und Lindau. Seit einem Jahr erhalten in diesem Kurs junge Menschen ihre zweite Chance auf einen Schulabschluss. Dank der finanziellen Unterstützung von Kinderbrücke Allgäu und der Firma Hochland ist das Projekt jetzt für ein weiteres Jahr gesichert. Gemeinsam geben sie 10000 Euro.

Die Zielgruppe des Angebots haben Jugendliche selbst in einem Flyer beschrieben, mit dem sie für die Grips-Werkstatt werben: Angesprochen sind junge Menschen, die ihr Ziel aus den Augen verloren und keinen Schulabschluss haben, und deshalb etwas in ihrem Leben ändern möchten. Der wichtigste Grundsatz dieser Gruppe ist Freiwilligkeit. «Wenn jemand freiwillig kommt, ist das Wichtigste schon erreicht», sagt der Pädagoge und Psychologe Oswald Jäger, der in Dornbirn schon seit fünf Jahren ähnliche Kurse gibt. Im Landkreis Lindau konnte er im Vorjahr vier Teilnehmer zum Hauptschulabschluss begleiten. Erfolgsquote: 100 Prozent.

Zur Zeit besuchen in Lindau zwölf, in Lindenberg fünf Jugendliche die Grips-Werkstatt. Es sind bunt gemischte Gruppen: Schüler mit deutschen Wurzeln sitzen neben anderen aus Vietnam, Afghanistan, Pakistan oder dem Kosovo. Und auch sonst ist die Gruppe heterogen. Manche Teilnehmer sind Schulversager, andere haben in ihren Familien Gewalt oder Verwahrlosung erlebt, wieder andere sind mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Jäger versucht, auf die individuellen Voraussetzungen einzugehen. «Ich fördere jeden, wo es geht. Nach Möglichkeit bestärke ich die Jugendlichen positiv.»

Deshalb ist die Grips-Werkstatt keine reine Lerngruppe, in der nach Lehrbuch unterrichtet wird. Sie soll vielmehr auch Treffpunkt sein, bei dem sich die Teilnehmer wohlfühlen. «Es ist wichtig, eine Vertrauensbasis herzustellen und miteinander fair umzugehen», sagt Oswald Jäger. «Und wenn jemand weggeht, steht ihm die Tür von meiner Seite aus immer offen.»

Denn ein Abbruch sei nicht selten durch «externe Störungen» verurssacht, wie Jäger es nennt. Er meint damit zum Beispiel Schicksalsschläge, familiäre Schwierigkeiten oder den Verlust eines Praktikumplatzes. Nicht selten habe er erlebt, dass jemand nach einigen Monaten wieder auftaucht und weitermacht.

Die Wirksamkeit der Grips-Werkstatt liegt auch an der engen Verbindung zu den Partnern, die das Projekt gemeinsam tragen. So kann etwa Michael Rapp vom Jugendmigrationsdienst ergänzend Integrationskurse für Jugendliche mit Migrationshintergrund anbieten, Claudia Rist vom Unternehmen Chance hat die Möglichkeit, junge Menschen in die Arbeitswelt zu integrieren, und Anja Gutermann von «Fit for Job» (Kreisjugendring) vermittelt Praktika und hilft bei der Vorbereitung darauf. Wobei sie alle immer auch als psychologische, pädagogische Begleiter und Lebensratgeber zur Verfügung stehen.

Die Idee zur Grips-Werkstatt hatte Anja Gutermann. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass junge Menschen ohne Schulabschluss die notwendige Motivation oft dann finden, wenn es gelingt, sie in Praktika und damit in eine geregelte Arbeits- und Lebenswelt einzubinden. Mit viel Eigeninitiative und einer minimalen Ausstattung hat sie das Projekt angeschoben und Partner dafür gewonnen.

Als Ludwig Rapp, Vorsitzender der Kinderbrücke Allgäu von dieser Sache erfuhr, war er spontan zur Unterstützung bereit. «Wir stellen immer wieder fest, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen Bildungsarmut und materieller Armut gibt.» Rapp weiß von Familien, die schon in dritter Generation auf Sozialhilfe und Hartz IV angewiesen sind. Sie hätten nicht die finanziellen Mittel und nicht die persönlichen Voraussetzungen, ihren Kindern zu helfen.

«Diese Spirale muss unterbrochen werden», sagt Rapp. Ein niedrigschwelliges Angebot wie die Grips-Werkstatt sei das richtige Instrument dazu. Deshalb steuert die Kinderbrücke 5000 Euro bei.

Mit der gleichen Summe engagiert sich die Firma Hochland. «Unser Anliegen ist es, ein bisschen mehr Chancengleichheit zu schaffen, sagt Gesellschaftervertreterin Claudia Reich-Stahl. Sie ergänzt: «Außerdem können wir es uns gar nicht leisten, auf unsere Kinder, also unsere Zukunft zu verzichten. Wir brauchen alle, die unsere Gesellschaft mitgestalten können.» Hochland konzentriere sich deshalb beim sozialen Engagement auf Projekte, die nachhaltig wirken.

Auch im Lindauer Lions-Club haben die Initiatoren der Grips-Werkstatt Helfer gefunden. Der Großteil der Kosten dieses Jahres ist damit abgedeckt.

Bildunterschrift:
Oswald Jäger (links) erklärt Claudia Reich-Stahl von der Firma Hochland und Ludwig Rapp von der Kinderbrücke Allgäu seine Lernmethodik.

Foto: Matthias Becker